Umsiedlung Nußbach

Wenn Untermieter zu aufdringlich werden

Ein Bericht vom 22.10.2019

Wer kennt es nicht, man sitzt im Sommer zu Kaffee und Kuchen im Freien und schon sind sie da: Wespen. Vereinzelt stören sie, lassen sich aber ertragen. Wenn sich jedoch mehrere Dutzend ins Haus eingenistet haben, greifen viele Betroffene zum Giftspray – oder zum Telefonhörer, um professionelle Hilfe anzufordern.

In Nußbach wurde vor kurzem ein großes Wespennest am Eingang der Schule entdeckt und anschließend fachmännisch umgesiedelt.

Das Nest war in der Verkleidung verborgen und wie an den ein- und ausfliegenden Wespen zu sehen, offensichtlich gut besetzt. Eine untragbare Situation für eine Schule – die Wespen mussten weg. Auf der Suche nach einer Alternativlösung zur klassischen Giftkeule ist die Anfrage beim BUND Renchtal gelandet. Franz und Maria Just, zwei BUND-Aktive aus Nußbach, sind seit 2012 ehrenamtlich für den Hornissen- und Wespenschutz aktiv und haben sich des Problems der Nußbacher Schule angenommen.

Vor jedem Einsatz findet ein Beratungsgespräch statt. Gemeinsam mit den betroffenen Hauseigentümern oder Mietern wird zuerst geschaut, ob ein Zusammenleben von Menschen und Insekten möglich ist. In manchen Fällen reicht es, die Einfluglöcher der Wespen ins Haus zu verschließen oder ein Fliegenschutzgitter anzubringen. Ist dies, wie in Nußbach, nicht der Fall, wird das Nest fachmännisch und insektenfreundlich, ohne den Einsatz von Gift, entfernt und an einem anderen Ort wieder aufgehängt.

In Nußbach hatte der Hausmeister zuvor extra für den Einsatz ein aufwendiges Gerüst aufgebaut. In den Abendstunden kam dann das Expertenteam: Gut eingepackt im weißen Schutzgewand, die Übergänge zwischen Kleidung und Handschuhen bzw. Schuhen zusätzlich mit Klebeband verklebt, machte es sich an die Arbeit. „Trotzdem verirren sich die Tiere nicht selten ins Innere der Schutzausrüstung“, berichtete uns Franz Just später und die Stiche, die er uns zeigte, bezeugten seine Aussage. Doch das hindert seine Frau und ihn nicht daran, weiterzumachen. Über zwei Stunden lang waren sie in Nußbach am Werk. Im Anschluss bekommen die Insekten immer ein neues Zuhause – meist auf einer der Streuobstwiesen, die der BUND Renchtal pflegt.

„Für uns Menschen sind die Tiere manchmal lästig, aber wir vergessen schnell, welch wichtigen Platz die heimische Insektenwelt im Kreislauf der Natur hat“, meint Maria Just und ihr Mann ergänzt: „Der Einsatz von Gift erscheint zwar manchmal einfacher, doch müssen wir bedenken, dass wir dieses in unseren eigenen vier Wänden anwenden. Auch wenn es keine direkte Auswirkung auf uns Menschen hat, gesund ist es sicher nicht.“ Handelt es sich bei den störenden Insekten um nicht unter Naturschutz stehende Wespen, können die Sachverständigen nur an den Verstand und das ökologische Bewusstsein der Betroffenen appellieren. Hornissen und viele Wespenarten dürfen vom Schädlingsbekämpfer aber auch gar nicht entfernt werden. Dann klingelt in Nußbach das Telefon. Rund 50 ehrenamtliche Einsätze hatten die Nußbacher Sachverständigen in diesem Jahr. Das Insektenjahr neigt sich jetzt langsam dem Ende entgegen, aber auch im nächsten Jahr möchten die beiden wieder ihren Beitrag zum Schutz und Erhalt der Insektenwelt leisten.