Wiesenpflege im Sulzbachtal

29. Juli 2021 | Schmetterlinge, Naturschutz, Lebensräume

BUND übernimmt Pflege einer Wiese im Sulzbachtal, auf der selten gewordene Schmetterlinge, die Europa-weit unter strengem Schutz stehen, vorkommen

Die Biologin Carola Seifert aus Ettenheim hatte sich quasi notfallmäßig an den BUND gewandt, ob die Gruppe die Mahd und Abfuhr des Mähguts einer Fläche im Sulzbachtal übernehmen könne; und zwar kurzfristig vor dem 12. Juni. Die Zusage erfolgte umgehend. Maria und Franz Just sowie Ilse Schulte trommelten rund fünfzehn Leute zusammen, die in einer Hau-Ruck-Aktion die Wiese mähten und das Gras zusammenrechten. Ein Landwirt konnte gewonnen werden, der das Pressen übernahm, ein zweiter, der das Schnittgut als Sillage verwenden kann.

Als Dankeschön für das Engagement des BUND lud die Biologin zu einer Wiesenexkursion ein, bei der sie die beiden besonderen Schmetterlingsarten und ihre komplizierte Fortpflanzungsbiologie vorstellte. Es handelt sich um den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, beide  im Anhang der FFH-Richtlinie gelistet, die die Europäischen Mitgliedsstaaten verpflichtet, Schutzgebiete für das Natura-2000-Netzwerk für diese Arten auszuweisen und einen günstigen Erhaltungszustand zu sichern. Damit diese Arten überleben können, ist das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs, im Volksmund auch Blutströpfle genannt, unabdingbar. Nach einem ersten Schnitt von Mitte Mai bis Mitte Juni blüht er derzeit als schlanke ca. 100 cm hohe Pflanze auf feuchten Wiesen mit einem dunkelroten, knopfförmigen Blütenstand. Erfolgt die erste Mahd zu spät, kommt es nicht mehr zur Blüte, wenn die Ameisenbläulinge fliegen. Sie finden dann nicht die Blütenköpfchen, in denen der nur etwa 10 Tage lebende Schmetterling seine Eier ablegt, aus denen sich die rötlichen Raupen entwickeln. Diese lassen sich nach circa 4 Wochen von der Blüte fallen und werden von speziellen Ameisenarten in ihr Nest getragen, wo sie sich bis zu ihrer vollen Entwicklung von Ameisenbrut ernähren, ohne von den Ameisen attackiert zu werden. Im folgenden Sommer verlassen sie das Ameisennest als Schmetterling. 

Die Anwesenden staunten nicht schlecht über diesen komplexen Lebenszyklus, der von so vielen Bedingungen abhängig ist. Frau Seifert konnte einige Schmetterlinge fangen und ihre Charakteristika demonstrieren. Die Wiese im Sulzbachtal ist besonders wertvoll, da hier im Gegensatz zu vielen anderen Pflegeflächen in der Ortenau noch eine hohe Individuenzahl festzustellen ist.  Die Bläulinge sind sowohl gegen Austrocknung als auch gegen Überflutung ihrer Lebensräume hoch empfindlich und leiden daher vielerorts unter den extremen Wetterbedingungen der letzten Jahre (Dürre in den Sommern 2018-2020  bzw. anhaltend hohe Niederschläge in diesem Jahr).

 

 

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