BUND Renchtal

Gelungener Vortragsabend zum Thema „Beziehung Mensch-Natur“ am 8.11.2023

20. November 2023 | BUND, Massentierhaltung, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit

Was läuft derzeit schief? Hoher Flächenverbrauch, gigantisches Müllaufkommen, mangelnde Ressourcenschonung, zu hoher Fleischkonsum!

Meinrad Heinrich (BUND Renchtal), Moritz Franz-Gerstein (Referent), Hannes Schmidt (Präsident Lions)

Der Referent Moritz Franz-Gerstein, Amtsveterinär beim MLR und Dozent an der Hochschule Nürtingen-Geislingen kommunizierte von vornherein mit dem Zuhörerkreis, indem er mit Fragen herausforderte: "Was ist Natur? Ist der Mensch Teil davon? Welche Biomasse ist größer, die der wildlebenden Säugetiere oder die der Menschen mit ihren (Säugetier)Nutztieren?" Zur Überraschung vieler machen letztere 96 % der erdweiten Biomasse aus. Mit dem Verdrängen der Wildfauna ist auch ein Verlust von Biodiversität verbunden, so der Vortragende. Der Mensch habe das 6. erdweite Artensterben losgetreten (das vorhergehende hatte u. a. zum Aussterben der Dinosaurier geführt). Geringere Biodiversität bedeute vor allem Verlust natürlicher Lebensräume und genetischer Vielfalt, in deren Folge es zum Artensterben komme. Insbesondere eine reiche genetische Ausstattung sei

Voraussetzung für eine flexible Anpassung der Natur an sich verändernde Bedingungen, wie sie derzeit durch den Klimawandel festzustellen sind. Dies sei entsprechend auch für die menschliche Ernährung von Bedeutung. Der Anbau von nur wenigen Getreide- oder Bananensorten beispielsweise riskiere bei Kalamitäten Totalausfälle, da eine genetische Ressource zur Anpassung fehle. Auf die Frage "Was läuft derzeit im Verhältnis zur Natur schief?" wies Franz-Gerstein besonders auf den Flächenverbrauch, die Zerstörung von Böden und natürlichen Lebensräumen und deren Zerschneidung hin. Mangelnde Wirtschaftskreisläufe führten zu gigantischem Müllaufkommen und Verbrauch neuer Ressourcen. Mit Müll verband der Referent nicht nur den sichtbaren Plastikabfall, sondern auch in die Atmosphäre entlassene Gase wie Kohlendioxid, Methan, Stickoxide und verdriftete Chemikalien.

Drei wesentliche Ziele müssten umgesetzt werden: Drastische Reduktion von Flächenverbrauch und Zerschneidung von natürlichen Lebensräumen, Müllvermeidung und Ressourcenschonung durch funktionierende Kreislaufwirtschaft und schließlich Erhalt und Renaturierung großflächiger Naturräume. In diesem Zusammenhang fand der Nationalpark Schwarzwald positive Erwähnung. Als Franz-Gerstein auch auf die Notwendigkeit eines weltweit reduzierten Fleischkonsums einging, war nichts von moralisierendem oder missionarischem Eifer zu spüren. Vielmehr wurde klar, dass hoher Fleischkonsum nicht nur zu gesundheitlichen Problemen führt, sondern durch den notwendigen Futtermittelanbau den Menschen direkt erschließbare Nahrung fehlen wird, wenn in naher Zukunft zehn Milliarden Menschen zu ernähren sind. Fazit des Abends: Die Lebensbedingungen auf der Erde haben sich stets gewandelt und ändern sich derzeit durch menschlichen Einfluss besonders rasch. Natur und Mensch sind erfinderisch. Nur sei der Mensch gezwungen, schnell konsequent zu handeln. Es gehe nicht darum, den Planeten zu retten, sondern die natürlichen Lebensgrundlagen für den Menschen zu erhalten.

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