Der BUND Renchtal lud zu einem gut besuchten Vortrag zum Thema Insektensterben ein. Dafür hatte man Robert Trusch vom Naturkundemuseum Karlsruhe gewinnen können. Er ist ausgewiesener Spezialist für Schmetterlinge. Im Vorspann seiner Ausführungen gab er einen Einblick in seine Arbeit, bei der er eine bisher nur aus Frankreich und Nordspanien bekannte Schmetterlingsart neu am Oberrhein nachweisen konnte: Boudinotiana touranginii, auf Deutsch Purpurweiden-Jungfernkind.
Trusch ging dann auf die 2013 veröffentlichte Krefelder Studie ein, die über dreißig Jahre eine erhebliche Abnahme sowohl der Zahl der Arten als auch der Masse von Insekten nachweisen konnte. „Vor unser aller Augen vollzieht sich eine ökologische Katastrophe", so der Experte.
Dies belegen auch eigene Studien des Referenten an Nachtfaltern. Früher weit verbreitete Arten sind heute nur noch in inselartigen Kleinpopulationen auffindbar. Davon betroffen sind vor allem anspruchsvolle (sogenannte stenöke) Arten, die zum Beispiel auf das Vorkommen ganz bestimmter Pflanzenarten angewiesen sind. Bedenklich sei, dass die Artenzahl in allen Biotoptypen nachweislich rückläufig ist, und dass sich die Bestandsabnahme noch beschleunigt hat. Anhand von Grafiken und bildlichen Gegenüberstellungen von Schmetterlingsvorkommen früher und jetzt wurde jedem deutlich, wie dramatisch die Entwicklung ist. Das kann für Interessierte nachvollzogen werden unter www.nachtfalter-bw.de.
Womit sich die Frage nach den Ursachen ergibt. Trusch führte sechs wesentliche Ursachen auf: Die Isolation von Biotopen ohne Vernetzung, den Strukturwandel der Landschaft, den Stickstoffeintrag aus der Luft, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Lichtverschmutzung und den Klimawandel. Beeindruckend war die Aussage, dass auf feuchtem Grünland und auf Ackerflächen keine einzige der seltenen Schmetterlingsarten der Roten Liste mehr nachgewiesen werden konnte.
Der Referent berichtete auch über seine Studien zum Insektenvorkommen auf Höhe von Windrädern im Vergleich zur Bodenebene. Dabei konnte er eindrucksvoll darlegen, dass in Nabenhöhe eines Windrades so gut wie keine Insekten nachweisbar sind, es sei denn, es ist windstill. Dann dreht sich die Windmühle aber nicht und kann somit keinen Schaden anrichten.
Auf die Frage, wie es weitergehen könnte, äußerte sich Trusch in der anschließenden Diskussionsrunde dahingehend, dass bis jetzt erst wenige Insektenarten definitiv bei uns ausgestorben seien, und dass Insekten grundsätzlich ein großes Reservepotential hätten. Aber die genannten Kernprobleme müssten angepackt werden, allen voran durch großflächige Schutzgebiete wie beispielsweise den Nationalpark Schwarzwald. Wesentlich sei auch eine Steigerung einer vielfältigen Landschaftsstruktur und die Reduktion von Pestiziden. Der BUND machte darauf aufmerksam, dass jeder Gartenbesitzer mit einer naturnahen Gestaltung und durch Reduktion zugepflasterter Flächen die Insektenwelt unterstützen kann. Der Abend brachte vielen einen wichtigen Kenntnisgewinn.